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SPE SALVI(德文版)

Maria, Stern der Hoffnung


 
49. Mit einem Hymnus aus dem 8./9. Jahrhundert grüßt die Kirche seit mehr als 1000 Jahren Maria, die Mutter des Herrn, als "Meeresstern": Ave maris stella. Menschliches Leben bedeutet Unterwegssein. Zu welchem Ziel? Wie finden wir die Straße des Lebens? Es erscheint wie eine Fahrt auf dem oft dunklen und stürmischen Meer der Geschichte, in der wir Ausschau halten nach den Gestirnen, die uns den Weg zeigen. Die wahren Sternbilder unseres Lebens sind die Menschen, die recht zu leben wußten. Sie sind Lichter der Hoffnung. Gewiß, Jesus Christus ist das Licht selber, die Sonne, die über allen Dunkelheiten der Geschichte aufgegangen ist. Aber wir brauchen, um zu ihm zu finden, auch die nahen Lichter – die Menschen, die Licht von seinem Licht schenken und so Orientierung bieten auf unserer Fahrt. Und welcher Mensch könnte uns mehr als Maria Stern der Hoffnung sein – sie, die mit ihrem Ja Gott selbst die Tür geöffnet hat in unsere Welt; sie, die zur lebendigen Bundeslade wurde, in der Gott Fleisch annahm, einer von uns geworden ist, unter uns "zeltete" (vgl. Joh 1, 14)?
50. Darum rufen wir zu ihr: Heilige Maria, du gehörtest zu jenen demütigen und großen Seelen in Israel, die – wie Simeon – "auf den Trost Israels warteten" (Lk 2, 25), wie Anna auf die "Erlösung Jerusalems" hofften (Lk 2, 38). Du lebtest in den heiligen Schriften Israels, die von der Hoffnung sprachen – von der Verheißung, die Abraham und seinen Nachkommen geschenkt war (vgl. Lk 1, 55). So verstehen wir das heilige Erschrecken, das dich überfiel, als der Engel Gottes in deine Stube trat und dir sagte, du sollest den gebären, auf den Israel hoffte, auf den die Welt wartete. Durch dich, durch dein Ja hindurch sollte die Hoffnung der Jahrtausende Wirklichkeit werden, hineintreten in diese Welt und ihre Geschichte. Du hast dich der Größe dieses Auftrags gebeugt und ja gesagt: "Siehe, ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe nach deinem Wort" (Lk 1, 38). Als du in der heiligen Freude über die Berge Judäas zu deiner Base Elisabeth eiltest, wurdest du zum Bild der kommenden Kirche, die die Hoffnung der Welt in ihrem Schoß über die Gebirge der Geschichte trägt. Aber neben der Freude, die du in deinem Magnificat in die Jahrhunderte hinein gesagt und gesungen hast, wußtest du doch auch um die dunklen Worte der Propheten vom Leiden des Gottesknechtes in dieser Welt. Über der Geburt im Stall zu Bethlehem leuchtete der Glanz der Engel, die den Hirten die frohe Kunde brachten, aber war doch zugleich auch die Armut Gottes in dieser Welt nur allzu spürbar. Der greise Simeon sprach dir von dem Schwert, das dein Herz durchdringen werde (vgl. Lk 2, 35), vom Zeichen des Widerspruchs, das dein Sohn sein werde in dieser Welt. Als dann das öffentliche Wirken Jesu begann, mußtest du zurücktreten, damit die neue Familie wachsen konnte, die zu gründen er gekommen war und die aus denen wachsen sollte, die sein Wort hörten und es befolgten (vgl. Lk 11, 27f). Bei all der Größe und Freude des ersten Aufbruchs von Jesu Wirken hast du doch schon in der Synagoge von Nazareth die Wahrheit des Wortes vom "Zeichen des Widerspruchs" erfahren müssen (vgl. Lk 4, 28ff). So hast du die wachsende Macht der Feindseligkeit und der Ablehnung erlebt, die sich immer mehr um Jesus zusammenbraute bis zur Stunde des Kreuzes hin, in der du den Retter der Welt, den Erben Davids, den Sohn Gottes als Gescheiterten, zum Spott Ausgestellten zwischen Verbrechern sterben sehen mußtest. Du empfingst das Wort: "Frau, siehe da dein Sohn" (Joh 19, 27). Vom Kreuz her empfingst du eine neue Sendung. Vom Kreuz her wurdest du auf neue Weise Mutter: Mutter für alle, die deinem Sohn Jesus glauben und ihm folgen wollen. Das Schwert des Schmerzes durchbohrte dein Herz. War die Hoffnung gestorben? War die Welt endgültig ohne Licht, das Leben ohne Ziel? In jener Stunde hast du gewiß neu in deinem Innern auf das Wort des Engels gehört, mit dem er auf dein Erschrecken beim Augenblick der Verheißung geantwortet hatte: "Fürchte dich nicht, Maria!" (Lk 1, 30). Wie oft hatte der Herr, dein Sohn, dasselbe zu seinen Jüngern gesagt: Fürchtet euch nicht! In der Nacht von Golgotha hörtest du in deinem Herzen neu das Wort. Zu seinen Jüngern hatte er vor der Stunde des Verrats gesagt: "Habt Mut. Ich habe die Welt überwunden" (Joh 16, 33). "Euer Herz lasse sich nicht verwirren und zage nicht" (Joh 14, 27). "Fürchte dich nicht, Maria!" In der Stunde zu Nazareth hatte der Engel zu dir auch gesagt: "Seines Reiches wird kein Ende sein" (Lk 1, 33). War es zu Ende, bevor es begonnen hatte? Nein, beim Kreuz warst du von Jesu eigenem Wort her zur Mutter der Glaubenden geworden. In diesem Glauben, der auch im Dunkel des Karsamstags Gewißheit der Hoffnung war, bist du auf den Ostermorgen zugegangen. Die Freude der Auferstehung hat dein Herz berührt und dich nun neu mit den Jüngern zusammengeführt, die Familie Jesu werden sollten durch den Glauben. So warst du inmitten der Gemeinschaft der Glaubenden, die in den Tagen nach der Himmelfahrt Jesu einmütig um die Gabe des Heiligen Geistes beteten (vgl. Apg 1, 14) und sie dann am Pfingsttag empfingen. Das "Reich" Jesu war anders, als die Menschen es hatten erdenken können. Es begann in jener Stunde, und dieses "Reiches" wird kein Ende sein. So bleibst du inmitten der Jünger als ihre Mutter, als Mutter der Hoffnung. Heilige Maria, Mutter Gottes, unsere Mutter, lehre uns mit dir glauben und hoffen und lieben. Zeige uns den Weg zu seinem Reich. Stern des Meeres, leuchte uns und führe uns auf unserem Weg!
Gegeben zu Rom, Sankt Peter, am 30. November, dem Fest des heiligen Apostels Andreas, im Jahr 2007, dem dritten des Pontifikats.
BENEDICTUS PP. XVI
 

[1] Corpus Inscriptionum Latinarum, Bd. VI, Nr. 26003.
[2] Vgl. Poem. dogm., V, 53-64: PG 37, 428-429.
[3] Vgl. Katechismus der Katholischen Kirche, Nr. 1817-1821.
[4] Summa Theologiae II-IIae, q. 4, a. 1.
[5] H. Köster: ThWNT, VIII (1969) 585.
[6] De excessu fratris sui Satyri, II, 47: CSEL 73, 274.
[7] Ebd., II, 46: CSEL 73, 273.
[8] Vgl. Ep. 130 Ad Probam 14, 25-15, 28: CSEL 44, 68-73.
[9] Vgl. Katechismus der Katholischen Kirche, Nr. 1025.
[10] Jean Giono, Les vraies richesses, Paris 1936, Préface, in: H. de Lubac, Catholicisme. Aspects sociaux du dogme, Paris 1983, VII.
[11] Ep. 130 Ad Probam 13, 24: CSEL 44, 67.
[12] Sententiae III, 118, in: Bernhard von Clairvaux, hg. G. B. Winkler, Bd. IV, 686.
[13] Vgl. ebd. III, 71, 470-473.
[14] Novum Organum I, 117.
[15] Vgl. ebd. I, 129.
[16] Vgl. New Atlantis.
[17] In: Werke IV, hg. W. Weischedel (1956), 777. Die Abhandlung über den Sieg des guten Prinzips ist bekanntlich als drittes Kapitel der von Kant 1793 veröffentlichten Schrift Die Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft erschienen.
[18] I. Kant, Das Ende aller Dinge, in: Werke VI, hg. W. Weischedel (1964), 190.
[19] Kapitel über die Liebe, Centuria 1, Kap. 1: PG 90, 965.
[20] ebd.: PG 90, 962-966.
[21] Conf. X 43, 70: CSEL 33, 279.
[22] Sermo 340, 3: PL 38, 1484; vgl. F. Van der Meer, Augustinus der Seelsorger (1951), 318.
[23] Sermo 339, 4: PL 38, 1481.
[24] Conf. X, 43, 69: CSEL 33, 279.
[25] Vgl. Katechismus der Katholischen Kirche, Nr. 2657.
[26] Vgl. In 1 Joannis 4, 6: PL 35, 2008f.
[27] Hoffnung, die uns trägt, Freiburg 2001, 121f.
[28] Römisches Stundenbuch, Lesehore, 24. November.
[29] Sermones in Cant., Serm. 26, 5, in: Bernhard von Clairvaux, hg. G. B. Winkler, Bd. V, 394.
[30] Negative Dialektik (1966), Dritter Teil, III, 11, in: Gesammelte Schriften, Bd. VI, Frankfurt/Main 1973, 395.
[31] Ebd., Zweiter Teil, 207.
[32] DS 806.
[33] Vgl. Katechismus der Katholischen Kirche, Nr. 988-1004.
[34] Vgl. ebd., Nr. 1040.
[35] Vgl. Tractatus super Psalmos, Ps 127, 1-3: CSEL 22, 628- 630.
[36] Gorgias 525a-526c.
[37] Vgl. Katechismus der Katholischen Kirche, Nr. 1033-1037.
[38] Vgl. ebd., Nr. 1023-1029.
[39] Vgl. Katechismus der Katholischen Kirche, Nr. 1030-1032.
[40] Vgl. Katechismus der Katholischen Kirche, Nr. 1032.
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